Lesung Heimat ver*rückt


csm_IMG_8274_f5aa212912 Aynur Yavuz (l) und Autorin Seyhan Dilsat (r) trugen Lebensgeschichten türkischer Frauen vor, die in den 80er/90er Jahren zur Heirat nach Deutschland gekommen waren.

Kulturelles Verständnis füreinander ebnet gemeinsamen Weg

Rege Debatte zu Lebensgeschichten türkischer junger Frauen nach ihrer Heirat nach Deutschland

Warum wurde nichts unternommen? Was hätte anders gemacht werden müssen? Gab es eine andere Wahl? Autorin und Kultur- und Bildungs-Referentin Seyhan Dilsat löste mit ihrer Lesung in der Schwerter Zwischen-Mitte zum Lebens- und Leidensweg junger türkischer Frauen, die teils im Teenager-Alter in eine Ehe nach Deutschland gekommen sind, eine rege und spannende Diskussion aus.

csm_IMG_8285_8e4b1499ae Izel Cam und Rana Kutlu begleiteten die Veranstaltung musikalisch mit türkischen, deutschen und englichen Liedern. Auch das Publikum konnte mit einstimmen.

In der Veranstaltung unter dem Titel „Heimat ver*rückt – Neue Wurzeln in det Fremde“ von Schwerter Mitte, dem Verein Türkischer Elternbund, dem Gleichstellungsbüro und der Stadtbücherei wurden biographische Frauen-Geschichten vorgetragen, die in dem Buch „Mechule Giden Gelinler“ zusammengestellt sind.

Sie erzählen von Einsamkeit, Isolation durch mangelnde Sprachkenntnisse, Abwesenheit von Liebe, emotionaler Vernachlässigung, fehlender Unterstützung im Umfeld und vom Durchhalten in der Ehe zum Wohle der Kinder. Kraft schöpften die Frauen aus dem Ziel, dass es ihren Kindern einmal besser ergehen solle als ihnen. So sorgten sie für gute Schul- und Universitätsbildung der Kinder, so dass diese heute ein selbstbestimmtes und offenes Leben führen können – anders als die Mütter.  

Im interessanten Austausch mit den Besucher:innen  zeigten sich unterschiedliche Perspektiven und auch unterschiedliche emotionale Betroffenheit der verschiedenen Geschlechter und der verschiedenen Kulturen zu diesen Biographien. Dabei wurde deutlich, wie wichtig die Einordnung der Lebensgeschichten dieser Frauen, die in den 80er/ 90er Jahren nach Deutschland kamen, in ihre Zeit und in ihren kulturellen Hintergrund ist.

Als Defizit wurde auch benannt, dass es für diese einsamen Frauen, die ohne Sprachkenntnisse und ohne Liebe nach Deutschland kamen und praktisch in der Isolation ihrer Wohnung gefangen waren, keine offiziellen Hilfsangebote von deutscher Seite oder aus der türkischen Gemeinschaft gegeben habe.

Aynur Yavuz, Vorsitzende des Türkischen Elternbunds Schwerte, schilderte die aktuellen Bemühungen ihres Vereins, türkische Frauen in gemeinsame Freizeit-Aktivitäten einzubinden. So werde Gelegenheit geschaffen, dass die Frauen aus ihrer traditionellen Familienrolle herauskommen und auch einmal Unternehmungen nur für sich selbst in ihren Alltag einbringen können.

Autorin Seyhan Dilsat betonte zum Schluss die Wichtigkeit des gegenseitigen kulturellen Verständnisses für ein gutes Miteinander in unserer heutigen multi-kulturellen Gesellschaft. Das sind gute Voraussetzungen für gegenseitige Unterstützung und für einen gemeinsamen Weg in eine selbstbestimmte Zukunft von Frauen.

Text und Fotos:Martina Horstendahl 


Die wegen Corona verschobene Lesung wird nun nachgeholt!

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Heimat ver*rückt – Neue Wurzeln in der Fremde

Lesung mit Seyhan Dilsat zu Lebensgeschichten von Frauen auf der Suche nach sich und ihrem Glück

Meçhule giden gelinler”. Eine Heirat ins Ungewisse – Eine Reise in die Fremde. Drei Frauen erzählen von ihrem beschwerlichen Weg zu sich selbst, zu einem bejahenden Leben und wie sie es schaffen, Kraft und Zuversicht für die Zukunft zu finden. Mit einem fremden Mann – in einem fremden Land.

Wie kann einer Frau der Neuanfang in einem fremden Land gelingen, wenn sie durch eine Heirat ihre geliebte Heimat, ihre Familie und alles Vertraute hinter sich lassen muss? Wie ist es zu schaffen, neue Wurzeln in der Fremde zu schlagen?

Von dem Lebensweg dreier Frauen in einem für sie neuem Land berichtet die deutsch-türkische Autorin und Kultur- und Bildungs-Referentin Seyhan Dilsat aus Dortmund in ihrem Buch „Mechule Giden Gelinler“ am Dienstag, 16. November. Das Bürger*innen-Projekt aus dem „Atelier der Ideen“ der Bürgerstiftung Schwerter Mitte in Kooperation mit dem Verein Türkischer Elternbund Schwerte (Aynur Yavuz) und der Gleichstelungsbeauftragten der Stadt (Birigt Wippermann) und der Stadtbücherei Schwerte (Anja Stock) beginnt um 19 Uhr in der Zwischen-Mitte am Cava-Platz in Schwerte, Hüsingstraße 2a.

Dabei wird auch deutlich, dass es häufig an Beratung und Unterstützung für die Frauen in ihrem neuen Lebensalltag mangelt. Die Geschichte der beschriebenen Frauen zeigt, mit welcher persönlichen Stärke sie dennoch ihren Weg und ihr Glück gefunden haben – und wie das fremde Land zur neuen Heimat wurde.

Die Geschichten aus dem Buch, das in türkischer Sprache verfasst ist, werden für die Lesung von Autorin Seyhan Dilsat und Aynur Yavuz in deutscher Sprache vorgetragen. Anschließend besteht Gelegenheit zu Fragen, Austausch und Diskussion. Die Musikerinnen Izel Cam und Rana Kutlu begleiten die Veranstaltung musikalisch.

Der Eintritt ist frei. Über Spenden freuen sich die Akteur*innen der Bürgerstiftung Schwerter Mitte.

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