Stühle sind mehr
Stühle sind mehr
Bilder unserer Ausstellung
Pinsel und Farbe übertragen alten Stühlen eine ganz neue Botschaft
Offener Kreativ-Workshop am Samstag, 02. Oktober
Mit Pinsel und Farbe, Spachtel und Schraubendreher startet am kommen Samstag, 02. Oktober, der letzte Kreativ-Workshops „‚Kunst am Stuhl“ der Bürgerstiftung Schwerter Mitte am Cava-Platz, Hüsingstraße 2a.
Unter der Regie von Martina Schulte, Leiterin der Schwerter Malschule „Kunst mal anders“, werden von 10 bis 12 Uhr ausrangierte Stühle bemalt, umgestaltet oder auch umfunktioniert. So erhalten die Sitzmöbel eine ganz neue Aussage. Die Ergebnisse werden die Ausstellung „Stühle sind mehr“ in der Zwischen-Mitte bereichern, die bereits Schwerter Stühle mit Geschichte(n) präsentiert.
Die Teilnahme ist für alle offen und kostenfrei, über Spenden für weitere Projekte freuen sich die Aktiven aus dem Atelier der Ideen der Bürgerstiftung. Eine Anmeldung wäre von Vorteil per Mail an die Adresse martina.horstendahl@schwerter-mitte.de.
21.09.2021
Gerhard Hallen führte vom Pharaonen-Thron zum Bürgermeisterstuhl Kurzweiliger Streifzug durch die Geschichte des Sitzmöbels
Reihe „Stühe sind mehr“: Interessante Zusammenfassung der Sitzgebräuche damals und heute
Höchst interessant und mit zahlreichen Informationen gespickt war der Streifzug durch die Geschichte der Stühle, den Gerhard Hallen, ehmaliger Schwerter Museums- und Archivleiter, in den Räumen unserer Zwischen-Mitte am Cava-Platz aufzeigte. Dabei kam manch Erstaunliches als auch manch Kurioses aus den Tiefen der langen Vergangenheit der Stühle zutage.
Anhand von Lichtbildern referierte Gerhad Hallen über die Verschiedenartigkeit von Sitzmöbeln und Sitzgebräuchen im Laufe der Geschichte. Den Einstieg bildete der opulent ausgestattete Sattel auf einem Kamelrücken, der den Tuaregs zu besonderen Anlässen als ‚mobiles Sitzmöbel‘ dient.
Foto: Archäologisches Museum Hamburg CC BY-SA 3.0
Mit der Sesshaftwerdung des Menschen im Übergang von der jüngeren Altsteinzeit zur Jungsteinzeit war zwar nicht sofort und überall die Einführung von Sitzmöbeln verbunden, doch verweist ein altägyptischer Klapphocker aus einem Königsgrab des 2. Jahrtausends v. Chr. auf den Gebrauch nicht stationärer Sitzgelegenheiten in frühgeschichtlicher Zeit.
Selbstverständlich konnte der Einblick in die Vielfalt der Sitzgelegenheiten von der Antike über das Mittelalter bis zur Neuzeit nur ausschnitthaft gelingen, doch näherte sich der Referent mit seinen Ausführungen der sozialen Bedeutung des Begriffs „Stuhl“ in der Geschichte Schwertes auf zwei Wegen an. Zum einen verwies er auf den seit knapp 100 Jahren bestehenden Brauch des Westhofener „Sup Peiter“, zum anderen auf den jüngst wiederentdeckten Schwerter Bürgermeisterstuhl von 1914.
Westhofener Brauchtum: Sup Peiter (nach Petri Stuhlfeier)
Der Sup Peiter greift auf das seit dem Mittelalter alljährlich im Herbst tagende Wald- und Markengericht der Reichshufenbesitzer im ehemaligen Reichshof Westhofen zurück, darüber hinaus aber auch auf die seit dem 14. Jahrhundert verbriefte Bürgermeisterwahl in der Freiheit, an der nicht allein die Reichshufenbesitzer, sondern auch die in der Freiheit ansässigen Handwerker und Ackerbürger teilnahmen. Diese Wahl fand traditionell zu Petri Stuhlfeier am 22. Februar statt. Nach dem Kirchenkalender handelt es sich bei diesem Feiertag um die Einsetzung des Apostels Petrus als Oberhaupt der damaligen Christenheit. So legte man den „Sup Peiter“ zum Gedenken an diese beiden bedeutenden Traditionsstränge auf den Samstag nach dem 22. Februar fest. Daher rührt der Begriff des Sup Peiter (Sub= nach, Peiter= Petri Stuhlfeier).
Da die Bestimmung der Wahlmänner für die Bürgermeisterwahl in den Westhofener Nachbarschaften vorgenommen wurde, findet der Sup Peiter in drei Lokalen statt, wo auch heute noch die drei von ehemals fünf Nachbarschaften tagen. Bekanntlich werden an diesem Abend gegen Winngeld Neubürger aufgenommen und in der Tradition des alten Markengerichts – in Westhofen auch Klutengericht genannt – „Strafen“ für „Vergehen“, wie unerlaubte Baumfällungen, Missachtung nachbarlicher Pflichten und dergleichen mehr geahndet.
Die betreffenden „Kandidaten“ werden vor den Ofen zitiert. Sie müssen sich auf einen Stuhl platzieren, der nur dann verlassen werden kann, wenn das „Gericht“ jene Geldstrafe oder jenes Winngeld für hinreichend befindet, das vom „Schräpper“, dem Anwalt der Nachbarschft, vorgeschlagen wird. So muss der „Schräpper“ durch eine geschickte Verhörtechnik den „Kandidaten“ animieren, ein möglichst hohes Winngeld bzw. eine entsprechende „Strafe“ zu zahlen.
Erweist sich der „Kandidat“ als knausrig, wird der Stuhl, auf dem er sitzt, ein Stück näher an den Ofen gerückt, so dass ihm bei wiederholtem Näherrücken gut eingeheizt wird. Schließlich wird die Sache so heiß, dass man sich auf einen brauchbaren Richterspruch einigt. Diese aus Jux und Tradition generierte Feier findet auch heute noch eine gute Resonanz.
Mehr als 100 Jahre alt: Der Bürgermeisterstuhl im Schwerter Ratssaal
Der andere Strang verweist auf die Errichtung des damaligen neuen Rathauses von 1914. Der Architekt des Gebäudes, Carl H.J. Schmitz war nicht nur für seine gut durchdachten und ästhetisch ansprechenden Entwürfe, sondern auch als Designer bekannt. „Selbst vor Türgriffen und Möbeln machte sein Gestaltungswille nicht Halt“, berichtete Gerhard Hallen. So sei es zwar nicht bewiesen, aber doch zu vermuten, dass der jüngst wiederentdeckte und restaurierte, ‚erdbeerfarbene‘ Bürgermeisterstuhl für den damaligen Ratssaal auf einen Entwurf von Schmitz zurückgeht. Insofern sei das Möbel nicht allein von beachtlichem historischen, sondern auch für einschlägige Kunstliebhaber:innen von hohem Wert.
Der kurzweilige Abend der Bürgerstiftung Schwerter Mitte war gut besucht und fand bei den Zuhörer:innen eine höchst positive Resonanz: „Wir haben viel dazugelernt.“
©Veranstaltungsfotos: Martina Horstendahl
Die Geschichte der Stühle
Gerhard Hallen gibt Einblicke zu Ursprung, Funktion, Bedeutung und Vielfalt des Sitzmöbels
Die Geschichte der Stühle steht im Mittelpunkt des Vortrags von Gerhard Hallen, ehemaliger Leiter des Ruhtralmuseum, wenn die Bürgerstiftung Schwerter Mitte am Dienstag, 21. September, zu dieser weiteren Veranstaltung in der Reihe „Stühle sind mehr“ einlädt. Das Bürger:innen-Projekt aus dem „Atelier der Ideen“ der Bürgerstiftung Schwerter Mitte beginnt um 18 Uhr in den Räumen der Zwischen-Mitte am Cava-Platz, Hüsingstraße 2a.
Ob Heiliger Stuhl, Richterstuhl, Königs-Thron, Beichtstuhl, Geburtsstuhl, Klappstuhl, Frisörstuhl oder der Stuhl, auf dem der „Angeklagte“ beim Sup Peiter in Westhofen vor dem Ofen schmoren muss – die Geschichte der Stühle und deren Funktion sowie die soziale und gesellschaftliche Bedeutung bis hin zum Sitzmöbel als Statussymbol ist lang und reichhaltig. Und wie kamen die Menschen in ihrer Entwicklung vom Leben auf dem Boden in die Sitzhaltung auf einen Stuhl?
Gerhard Hallen wird zu all dem einen spannenden Einblick geben. Der Eintritt ist frei, über Spenden für weitere Projekte freuen sich die Aktiven der Bürgerstiftung.
11. September 2021
Kunst am Stuhl – erster Kreativ-Workshop der Reihe elanvoll gestartet
Am 18. September und 02. Oktober kommen weitere Sitzgelegenheiten unter den Pinsel: noch Plätze frei
Nach Ideen-Austausch und gemeinsamer Beratung ging es unter Leitung von Martina Schulte (Malschule „Kunst mal anders“) im Kreativ-Workshop der Schwerter Mitte mit dem Titel „Kunst am Stuhl“ munter ans Werk. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen schritten gut vorbereitet zur Tat: es wurde auseinandergeschraubt, gehobelt, gestrichen und geföhnt. Dabei wurden mitgebrachte potentielle Stuhl-Objekte aus dem eigenen Keller umgearbeitet, mit denen „schon immer einmal etwas gemacht werden sollte“ oder auch alte Stühle bemalt, die von der Bürgerstiftung zur Auswahl bereitgestellt worden waren.
Das kostenfreie Angebot unserer Bürgerstiftung „Schwerter Mitte“ am Samstag-Vormittag wird noch zweimal wiederholt. Dann werden die bereits angefangenen Objekte weiter verarbeitet, aber auch neue Teilnehmer:innen sind zur farblichen und kreativen Gestaltung der Stühle herzlich willkommen.
Die künstlerisch umgearbeiteten Stühle können dann noch eine Zeit lang unsere Ausstellung „Stühle mit Geschichte“ ergänzend bereichern. Anschließend können die Kunstwerke von ihren Schöpfer:innen zur Ausschmückung des Heims mit nach Hause genommen werden oder gerne auch bei unseren zahlreichen Kultur- und Mitmach-Veranstaltungen das Sitz-Angebot verschönern und erweitern.
Die beiden nächsten Workshops „Kunst am Stuhl“ starten am 18. September und 02. Oktober wieder von 10 bis 12 Uhr in unserer Zwischen-Mitte am Cava-Platz, Hüsingstraße 2a. Die Teilnahme (ab 15 Jahre) ist wie bereits erwähnt kostenfrei. Anmeldungen per Mail bitte richten an martina.horstendahl@schwerter-mitte.de. Auch ein spontanes Vorbeikommen ist möglich. Wir freuen uns über reges Mitmachen und viele kreative Stuhl-Ideen.
Redaktion und Fotos: Martina Horstendahl
In der Zwischen-Mitte dreht sich alles um den Stuhl
Stühle mit Geschichte – Geschichte der Stühle – Stühle zum Stizen – Stühle für Kunstprojekt
Ausstellung: Stühle mit Geschichte
Gesucht werden Stühle, die in ihrem Dasein schon etwas erlebt haben
Haben Sie noch einen Stuhl im Keller oder auf dem Dachboden, der eine Geschichte erzählen kann? Der Stuhl, auf dem der Großvater damals mit seiner sanften Stimme vorgelesen hat. Oder der Stuhl, mit dem Tante Elke auf Omas 70. Geburtstag umgekippt ist. Oder hat Ihr Stuhl schon eine lange Reise mit vielen Stationen hinter sich? Es gibt sicher zahlreiche spannende, humorige und auch nachdenkliche Geschichten zu Stühlen in Schwerter Haushalten.
Wenn auch Sie solche einen Stuhl mit Geschichte besitzen, bitten wir Sie, diesen mitsamt kurzem Text für unsere Reihe „Stühle sind mehr“ in der Zwischen-Mitte zur Verfügung zu stellen. Denn wir bereiten in unseren Bürger:innen-Projekten aus dem „Atlier der Ideen“ eine Ausstellung mit „geschichtsträchtigen“ Stühlen vor.
Eine Abgabe der Sitz-Exponate ist am Samstag, 28. August, und Samstag, 04. September, von 11 bis 12 Uhr in der Zwischen-Mitte am Cava-Platz, Hüsingstraße 2a, möglich. Falls der Stuhl nicht zur Verfügung gestellt werden kann, kann er auch per Foto in die Ausstellung aufgenommen werden. Nachfragen, Stuhl-Geschichten und Zusendungen von Fotos können gerne auch per Mail an Martina.Horstendahl@Schwerter-Mitte.de geschickt werden. Wir freuen in auf die Geschichte Ihres Stuhls!
Kunst am Stuhl
Kreativ-Workshop zu fantasievoller Bemalung und Gestaltung
Gesucht werden zudem Stühle, die in einem Kunstprojekt unserer Reihe „Stühle sind mehr“ kreativ gestaltet und anschließend zur Aufstockung unseres Mobiliars in der Zwischen-Mitte genutzt werden können. Wer selbst künstlerisch tätig werden und seinen mitgebrachten Stuhl umgestalten möchte, kann diesen anschließend auch wieder mit nach Hause nehmen als Zierde des Gartens oder des Wohnzimmers. Also: Wer Stühle erübrigen kann, kann diese am Samstag, 28. August und Samstag, 4. September, von 11 bis 12 Uhr in der Zwischen-Mitte am Cava-Platz abgeben. Rückfragen sind unter der Mail-Adresse martina.horstendahl@schwerter-mitte.de möglich.
Das Kunstprojekt für Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene läuft mit einem Kreativ-Workshop über drei Samstage am 11. September, 18. September und 02. Oktober von 10 bis 12 Uhr in der Zwischen-Mitte am Cava-Platz. Unter der Leitung von Martina Schulte, Leiterin der Schwerter Kreativ-Werkstatt „Kunst mal anders“ werden Stühle angemalt, umgestaltet und bei Bedarf auch neuen Funktionen zugeführt. Einzelpersonen und Gruppen können ihrer Fantasie freien Lauf lassen und sich an einem Stuhl kreativ betätigen.
Die Teilnahme an dem Workshop mit und ohne eigenen Stuhl ist kostenfrei, über Spenden für weitere Bürger:innen-Aktionen freuen sich die Aktiven der Bürgerstiftung. Da die Teilnahme-Zahl begrenzt ist, wäre eine Anmeldung unter der oben angegebenen Mail-Adresse vorteilhaft.
Die Geschichte der Stühle
Vortrag von Gerhard Hallen zu Ursprung, Bedeutung und Vielfalt des Sitzmöbels
Zu einem Vortrag zur Geschichte der Stühle lädt in unserer Reihe „Stühle sind mehr“ Gerhard Hallen, ehemaliger Leiter des Ruhtralmuseum, am Dienstag, 21. September 2021, in die Zwischen-Mitte am Schwerter Cava-Platz ein. Das Projekt aus dem „Atelier der Ideen“ der Bürgerstiftung Schwerter Mitte beginnt um 18 Uhr. Ob Heiliger Stuhl, Richterstuhl, Thron, Beichtstuhl oder der Stuhl, auf dem der „Angeklagte“ beim Sup Peiter in Westhofen vor dem Ofen schmoren muss – die Geschichte der Stühle und deren soziale und gesellschaftliche Bedeutung bis hin zum Statussymbol ist lang und reichhaltig. Und wie kamen die Menschen in ihrer Entwicklung vom Leben auf dem Boden in die Sitzhaltung auf einen Stuhl? Gerhard Hallen wird zu all dem einen spannenden Einblick geben. Der Eintritt ist frei, über Spenden für weitere Projekte freuen sich die Aktiven der Bürgerstiftung.
Zitate zu Stühlen
Philosophische, humorige und geistreiche Betrachtungen
Die Bedeutung von Stühlen über ihre Funktion als Gebrauchsgegenstand hinaus – vielmehr als Metapher oder Anreiz philosophischer Betrachtungen – belegen zahlreiche Zitate aus verschiedenen Bereichen unserer Alltagswelt.
Henry David Thoreau, amerikanischer Schriftsteller und Philosoph (1817 – 1862) stellte z.B. die wunderschöne symbolhafte Funktion seiner Stühle vor: „Ich habe drei Stühle in meinem Haus: einen für die Einsamkeit, zwei für die Freundschaft und drei für die Gesellschaft.“
Rennfahrlegende Stirling Moss (1929 – 2020) stellt fest: „Ein Snob ist ein Mann, der sich ohne mit der Wimper zu zucken, auf ein Stachelschwein setzt, nur weil man ihm gesagt hat, dass dies ein Stuhl ist, der von Picasso entworfen wurde.“ Der irisch-britische Dramatiker, Politiker, Nobelpreisträger und Pazifist George Bernhard Shaw (1856 – 1050) wusste: „Glück ist der Stuhl, der plötzlich dasteht, wenn man sich zwischen zwei andere setzen will.“
„Demokratie kennt keinen Schaukelstuhl. Solange der Kopf klar ist, ist man mitverantwortlich,“ postuliert eindringlich Politiker Franz Müntefering (*1940). Einen bildhaft-schönen Traum hatte der französische Schriftsteller Jules Renard (1864 – 1910): „Ach! Könnten wir doch auf einen Stuhl steigen und unser Ohr fest an den Mond pressen! Was er uns nicht alles sagen würde!“
Christian Morgenstern (1871 – 1914) sagte es, wie häufig gerne, mit einem Gedicht:
„Wenn ich sitze, will ich nicht
sitzen, wie mein Sitz-Fleisch möchte,
sondern wie mein Sitz-Geist sich,
säße er, den Stuhl sich flöchte.
Der jedoch bedarf nicht viel,
schätzt am Stuhl allein den Stil,
überläßt den Zweck des Möbels
ohne Grimm der Gier des Pöbels.“
Weitere geistreiche und auch humorige Zitate sind in der Ausstellung zum Thema „Stühle sind mehr“ ab Mitte September in der Schwerter Zwischen-Mitte zu finden.
Das Bürger:innen-Projekt aus dem Atelier der Ideen der Bürgerstiftung Schwerter Mitte wird gefördert vom Ministerium NRW über das Programm #heimatruhr.